Eine kleine Agenda für Veränderungen
Wenn wir also feststellen konnten, dass in den biblischen Texten die damalige Weltvorstellung einen wichtigen Anteil ausmacht, die wiederum an vielen Stellen Einzug in die uns „geoffenbarte und überlieferte Wahrheiten“ hatte, dann haben wir auch die Freiheit und die Pflicht, diese Konstrukte aus den Glaubensüberlieferungen zu entfernen, damit die Kernaussagen wieder Relevanz bekommen.
Wenn die katholische Kirche hier einen Anfang macht, ist das ein Zeichen und eine Frohbotschaft für die ganze Welt.
- Geben Sie den Menschen ihre Würde zurück, indem Sie deutlich machen, dass der Mensch von Grund auf gut ist und nicht von vornhinein eine wie auch immer definierte „sündige Kreatur“, die von Anfang an der Heilung bedarf. Dass der Mensch, wenn er aufwächst, sündigt, indem er gegen sein Gewissen handelt, ist auch klar. Erst dann wird der Mensch „reif“ für die Umkehr und das Evangelium.
- Wir sind uns hoffentlich alle darüber einig, dass Gott nicht geschlechtsgebunden ist. Wenn Gott also „sprach“ und mit seinem Schöpferwort unser Universum schuf, dann trägt dieses gesamte Universum seine göttliche Logos-Signatur, die geschlechtsneutral ist, weil sich diese Signatur in der gesamten Schöpfung findet und damit auch in allen Geschlechtern. Wenn sich diese Logos-Signatur dann in einem männlichen Menschen voll offenbart, kann daraus kein Alleinvertretungsanspruch für die Männlichkeit des Logos abgeleitet werden. Und da die Logos-Signatur auch in Frauen ist, sollten diese auch Priesterinnen werden können.
Geben Sie den Frauen die gleichen Rechte wie den Männern. Behandeln Sie die Frauen gleichwertig. Wenn Paulus im 1. Korintherbrief die Frauen zum Schweigen in der Versammlung verurteilt, dann ist er eingeknickt vor der damals üblichen Gesellschaftsordnung – einem Konstrukt. der damaligen Zeit. Wenn die katholische Kirche hier einen Anfang macht, ist das ein Zeichen für die ganze Welt und für alle anderen Religionen und für alle Frauen, die immer noch unterdrückt und vielfach misshandelt werden. Das wäre eine wahrhaft froh machende Botschaft. - Sie können weiterhin die gesamte kirchliche Lehre durchforsten und jeweils fragen, was ist die Kernaussage und was ist Konstrukt. Es wird den Katechismus übersichtlicher machen.
In den ersten Jahrhunderten unserer Zeit beherrschte der Neuplatonismus mit einer gut entwickelten Logik das Denken der Philosophen – auch das Denken der Theologen. Was lag näher, als den Glauben mit dieser Logik zu durchdringen, um anschließend sagen zu können, was richtig und was falsch ist. Dabei wurden auch Aussagen über Gott gemacht, obwohl auch damals schon klar sein musste, dass man sich von Gott kein Bild machen kann. Es gab ja schon die Ansage im Alten Testament, dass man sich kein Bild machen soll. Wir haben auf Gott keinen Zugriff, Gott ist heilig, heilig, heilig – im Hebräischen: kadosh – anders, anders anders!. Und doch hat man den monotheistischen Gott als dreieinig definiert. Wie wäre es, wenn man einfach gesagt hätte, wir können es nicht wissen? Hier war man auf dem Weg von einer Erfahrungsreligion zu einem theologischen Lehrgebäude. Wir reden zwar von Dreieinigkeit, aber jeder Mensch macht sich doch seine eigene Vorstellung – sein individuelles Konstrukt von Gott. Was nützt uns dann diese Definition für unser tägliches praktisches Leben? Diese Definitionen schaffen zwar nach innen das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die das gleiche glaubt, aber es ist gleichzeitig eine Abgrenzung nach außen. Wenn jemand das nicht glaubt, gehört er nicht zu uns. Eine solche Person wird ausgeschlossen.
Viel schöner wäre es, wenn man anstelle solcher „Ausschlusskriterien“ „Einschlusskriterien bilden würde! Jesus hat solche Kriterien definiert, die eine Lebensänderung verlangen. Er hat nie verlangt, etwas zu glauben. Er hat vielmehr verlangt, zu tun, was er gesagt hat.
Sogar der Papst kritisiert die dogmatische Engstirnigkeit der Kirche, und damit die der Bischöfe1
Man kann an Gott glauben und am Glauben festhalten. Oder man kann Gott vertrauen und mit ihm mutig ins Unbekannte aufbrechen. - Ebenso darf die kirchliche Rechtsprechung in ihrer heutigen Ausgestaltung hinterfragt werden. Denn hier hat man sich an Recht und Verwaltung des römischen Reichs angelehnt.
Man kann an Gott glauben und am Glauben festhalten. Oder man kann Gott vertrauen und mit ihm mutig ins Unbekannte aufbrechen.
Sie haben also Einiges zu tun. Sprechen Sie mit Ihren Kollegen über diese Themen und nehmen Sie allen Mut zusammen, indem Sie sich für das von Ihnen Erkannte einsetzen.
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