Die Kirche ist im Lauf der Geschichte von einem kleinen Senfkorn zu einem kräftigen Baum herangewachsen. Nun steht sie an einem Wendepunkt: Sie beginnt, das stützende Korsett ihrer 2000-jährigen Wachstumsphase zu sprengen. Die Zeit ist reif, erwachsen zu werden – für einen neuen Abschnitt im Dienst an der Menschheit, der weit über das bisherige hinausreicht. Der neue Wein, den der Heilige Geist uns mit den Zeichen der Zeit einschenkt, passt nicht mehr in die alten Schläuche – auch wenn diese lange gute Dienste geleistet haben. Es braucht neue Gefäße für das, was Gott heute wirkt.
Unsere Bischöfe konnten bezüglich der kirchlichen Lehraussagen bisher keine Konsequenzen aus den Ergebnissen der historisch-kritischen Methode und den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neuzeit ziehen, weil sie an ihr Gelöbnis gebunden sind, den einmal tradierten Glauben zu bewahren und ihn mit allen Kräften zu verteidigen.
Mit dieser Internetseite möchte ich den Bischöfen und den Gläubigen einen logischen und nachvollziehbaren Weg aufzeigen, wie sie ehrlich und mit gutem Gewissen an die überlieferten „Wahrheiten“ herangehen und gleichzeitig den Kern der katholischen Lehre wieder freilegen können, ohne ihren Glauben zu verleugnen. Damit könnte die Kirche wieder eine frohmachende und befreiende Botschaft in diese Welt bringen, die auch von der Welt verstanden und angenommen werden kann.
Mit dieser Website will ich einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Bischöfe Reformen auf einer tragfähigen und erkenntnistheoretisch fundierten Basis gestalten können. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Einführung konstruktivistischer Perspektiven in die Theologie.
Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Erkenntnisse entstehen und wie zeitbedingte Einsichten gesellschaftliche Paradigmen und auch die Glaubenslehre prägen. Während wissenschaftliche Entwicklungen längst zu tiefgreifenden Veränderungen in Weltbild und Lebenspraxis geführt haben, hat die Kirche diesen Wandel bislang nur teilweise nachvollzogen.
Es geht nicht darum, dass sich die Kirche an die Welt anpasst. Vielmehr soll sie ihr überliefertes Glaubensgut – das mitunter auch zur Glaubenslast geworden ist – einer ehrlichen und kritischen Prüfung unterziehen, um ihren Auftrag in einer veränderten Welt glaubwürdig weiterführen zu können.
Dieser Blog ist keine wissenschaftliche Abhandlung über Konstruktivismus, Erkenntnistheorie oder Theologie – für fundierte Analysen gibt es hervorragende Fachbücher.
Mein Anliegen ist ein anderes: Ich möchte Denkanstöße geben und dazu ermutigen, neue Perspektiven zu entwickeln. Mir geht es darum, durch Schrift und Tradition vorzudringen zur Quelle – zu der Kraft, die lebendig macht. Diese Quelle ist Gott, das göttliche Geheimnis, der Ursprung und die Quelle allen Seins.
Wenn wir zur Quelle zurückfinden, unser Leben daran ausrichten und Herz und Verstand miteinander in Einklang bringen, können wir neu sprachfähig werden für die frohmachende Botschaft. So kann Kirche ihre Strahlkraft zurückgewinnen und ein Beitrag zur Einheit der Christen geleistet werden.
Die Erkenntnisse der Naturwissenschaften und der Textkritik haben uns tiefgreifende neue Einsichten eröffnet, gleichzeitig aber auch viel Verunsicherung ausgelöst. Was kann heute überhaupt noch geglaubt werden?
Ich möchte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, sondern den Kern unseres Glaubens wiederentdecken und die Quelle freilegen. Der Glaube der ersten Christen war lebendig und verbreitete sich rasant – ganz ohne Schrift und Tradition, getragen von ihrem Vertrauen, ihrem Mut, ihrer Offenheit und Menschlichkeit.
Die Methode, die ich hier vorstelle, lässt sich auf alle Religionen und deren Schriften anwenden. Sie hilft, die positiven Inhalte und Intentionen zu bewahren und gleichzeitig den Mut zu entwickeln, sich von zeitbedingten Konstruktionen zu lösen. So könnten sich auch die Religionen einander annähern.
Gott ist nicht naturwissenschaftlich erfassbar. Auch die menschlichen Erfahrungen an und mit dem Göttlichen entziehen sich einer objektiven Beschreibung. Sie können nur in den Bildern, Worten und Kontexten ihrer Zeit ausgedrückt werden – als Versuche, das Unbeschreibliche zu beschreiben.
Hier liegt eine Gefahr: Solche Versuche, das Göttliche zu beschriben, können leicht als feststehende Wahrheiten oder Dogmen ausgelegt werden – als ob sie die göttliche Wirklichkeit selbst abbildeten. Doch sie sind immer Ausdruck menschlicher Vorstellungen, die sich mit den Paradigmen und Erfahrungen ihrer Zeit verändern.
Wir sollen und können uns kein vollständiges Bild von Gott machen. Wenn wir sagen, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, dürfen wir dies nicht wörtlich verstehen, sondern sollten darin den entscheidenden Hinweis erkennen: Das Göttliche ist in der Welt gegenwärtig und begegnet uns in jedem Menschen.
Lesen Sie die Blog-Beiträge am besten der Reihe nach, beginnend mit dem Brief an die Bischöfe. Alle Beiträge mit dem neuesten vorne finden Sie auf der Beitrags-Seite.
Ich freue mich über Kritik, Anregungen und Austausch – gerne über die Kommentare. Vielleicht entsteht hier ein Netzwerk, das gemeinsam an einer Erneuerung der Kirche mitwirkt.
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